Wenn du Schwefel und Sauerstoff als Atom vergleichst, fällt dir auf, dass Schwefel größer ist, weil es eine Schale mehr besetzt. Dass führt dazu, dass die Außenelektronen weniger stark an den Kern gebunden sind und somit leichter abgegeben werden können. Man kann auch sagen, dass die Elektronegativität von Sauerstoff höher ist als Schwefel. Das hat dann zur Konsequenz, dass Sauerstoff leichter Elektronen aufnimmt und damit stabiler ist.
Schwefel hat in SO2 eine "Wertigkeit" bzw. eine Oxidationszahl (bessere Bezeichnung) von +4.
Chemische Gleichungen wie mathematische Gleichungen zu behandeln kann zur Verwirrung führen, da nicht jeder Reaktionspartner gleichwertig ist. Es ist zunächst eine Vereinfachung, die man als Schüler lernt, die aber nur hinreichend genau ist.
Student, Punkte: 850
SO3 kommt auch vor. Woher willst du wissen, was häufiger vorliegt? https://de.wikipedia.org/wiki/Schwefeloxide
Für SO3 braucht man einen stärkeren Überschuss von Sauerstoff, außerdem spielt die Thermodynamik bei den Verbindungen eine entscheidende Rolle.
Streng genommen ist es kein "abgeben" der Elektronen. Das elektronegativere Element zieht die Elektronen mehr zu sich, weshalb ein negativer Ladungsschwerpunkt entsteht. Die Bindung zeigt lediglich die gemeinsam genutzten Elektronen an.
Zur ursprünglichen Frage: Schwefel kann nicht nur die Oxidationszahl -2 haben, mit der er auf die Oktettkonfiguation kommt, sondern er kann auch +2, +4, +6 haben. Bei SO2 hat er +4 und kann so die 4 Elektronen vom Sauerstoff aufnehmen.
Etwas schwieriger zu beantworten ist, warum manche Elemente mehrere Oxidationsstufen haben können, selbst wenn sie dadurch nicht auf die Oktettkonfiguration kommen. Das hängt damit zusammen, dass eine Elektronenschale in mehrere Unterorbitale aufgeteilt ist und es in manchen Fällen genügt, dass nur die Unterorbitale in einem energetisch günstigen Zustand sind. Wahrscheinlich wirst du das erst später im Unterricht bekommen.
Ja genau. Man beobachtet in der Natur viele verschiedene Oxidationsstufen und kann die stabilen Verbindungen oft mit den Orbitalwechselwirkungen erklären.
─ dr deuterium 20.05.2022 um 14:16
Markdown wird unterstützt.
Okay, mit deiner Erklärung der höheren Elektronegativität leuchtet es ein, dass ein Sauerstoffatom 2 Elektronen aufnehmen möchte und ein Schwefelatom lieber Elektronen abgeben möchte. Damit das Schwefelatom in die Edelgaskonfiguration kommt, müsste es 6 Elektronen abgeben. Demnach müsste doch SO3 die bevorzugte Verbindung sein. Dass aber viel häufiger SO2 entsteht, ruft nach einer weiteren Erklärung.
─ stefriegel 19.05.2022 um 09:53